Vertrag pausieren oder übertragen: Möglichkeiten und Bedingungen erklärt

0

Beim Kündigen eines Fitnessstudiovertrags tauchen oft Fragen auf, wie zum Beispiel die Kündigungsfristen, die automatische Verlängerung des Vertrags oder die Optionen einer Vertragspause oder -übertragung. Tobias Klingelhöfer, ein Experte der ARAG, gibt in einem Interview umfassende Informationen zu diesen Fragen.

Neue Regelung: Erste Vertragslaufzeit maximal zwei Jahre bei Fitnessstudios

Die Kündigungsfristen für Fitnessstudioverträge sind abhängig von der Vertragslaufzeit. In der Regel kann der Vertrag nur zum Ende der Laufzeit gekündigt werden. Ab März 2022 darf die erste Laufzeit höchstens zwei Jahre betragen, danach sind monatliche Kündigungen möglich.

Im Einklang mit dem Gesetz für faire Verbrauchsverträge können Fitnessstudios eine automatische Vertragsverlängerung anbieten, jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Einjährige Verlängerungen sind möglich, wenn der Vertrag auf unbestimmte Zeit verlängert wird und eine Kündigungsfrist von höchstens einem Monat besteht. Dies ermöglicht den Mitgliedern, ihre Mitgliedschaft ohne großen Aufwand fortzusetzen.

Wenn du eine Auszeit vom Fitnessstudio benötigst, kannst du deinen Vertrag für eine bestimmte Zeit pausieren lassen. Obwohl dies nicht gesetzlich geregelt ist, bieten viele Fitnessstudios diese Möglichkeit an. Die Monate der Vertragspause werden normalerweise an die ursprüngliche Vertragslaufzeit angehängt, sodass du die verpassten Monate später nachholen kannst. Beachte jedoch, dass die Übertragung des Vertrags auf eine andere Person theoretisch möglich ist, aber bestimmten Vereinbarungen und Bedingungen unterliegt, die in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder mit dem Betreiber festgelegt werden müssen.

Ein spontaner Ausstieg aus dem Vertrag gestaltet sich üblicherweise schwierig, da dies nicht vorgesehen ist. Eine Ausnahme besteht jedoch bei Krankheiten, die eine sofortige Vertragsbeendigung rechtfertigen. In solchen Fällen kann der Studio-Betreiber jedoch eine ärztliche Bescheinigung verlangen. Bei bereits bekannten chronischen Krankheiten zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses besteht keine Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstiegs.

Wenn eine Frau schwanger ist, kann es sein, dass sie ihr Fitnessstudio nicht mehr besuchen kann oder möchte. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, den Vertrag vorzeitig zu beenden. Es kann aber auch angeboten werden, den Vertrag während der Schwangerschaft ruhen zu lassen, ohne dass dafür Beiträge gezahlt werden müssen. Dies ermöglicht es der werdenden Mutter, nach der Geburt des Kindes wieder mit dem Training zu beginnen, ohne den Vertrag erneut abschließen zu müssen.

Ein Umzug des Wohnorts ist seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2016 nicht mehr automatisch ein Grund für eine außerordentliche Kündigung eines Fitnessstudiovertrags. Es ist daher ratsam, vor Vertragsabschluss die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu überprüfen. Wenn das Fitnessstudio jedoch an einen schwer erreichbaren Standort umzieht, haben Mitglieder gute Chancen auf eine vorzeitige Kündigung. Auch Preiserhöhungen können eine vorzeitige Vertragsbeendigung rechtfertigen, sofern dies nicht in den AGB festgelegt ist.

Um sicherzustellen, dass eine Kündigung fristgerecht erfolgt und die Kündigungsfrist eingehalten wird, empfiehlt es sich, diese immer schriftlich vorzunehmen. Der Zugang des Kündigungsschreibens beim Fitnessstudio ist der entscheidende Faktor, nicht der Poststempel. Um einen klaren Nachweis zu haben, können entweder das Schreiben persönlich mit Empfangsbestätigung abgegeben oder per Einschreiben mit Rückschein versendet werden. Dadurch wird dokumentiert, dass das Schreiben dem Fitnessstudio zugegangen ist.

Die Regelung in Fitnessstudios, dass nur die dort angebotenen Getränke gekauft werden müssen, ist nicht immer rechtmäßig. Gemäß dem Gesetz für Verbrauchsverträge ist es nur erlaubt, dass die Getränke zu Selbstkostenpreisen angeboten werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass Fitnessstudios den Gebrauch von Glasflaschen untersagen, um Verletzungsrisiken zu minimieren.

Bei der Beendigung eines Fitnessstudiovertrags sollten Kunden die rechtlichen Aspekte im Auge behalten. Es ist ratsam, sich vor Vertragsabschluss über die Kündigungsmodalitäten zu informieren und bei einer Kündigung alle wichtigen Schritte schriftlich festzuhalten, um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden.

Lassen Sie eine Antwort hier